Als Liebhaberin und Züchterin des alten Siamtyps (Old Style Siamese) ist es mir ein Anliegen, dem interessierten Besucher meiner Website ein wenig historisches über die Anfänge der registrierten Siamzucht sowie der Typveränderung über die Jahre nahe zu bringen. Meine Zusammenfassung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ich habe mich lediglich auf die mir wichtig erscheinenden Dinge beschränkt. (Foto oben: Wurf von "Tachin", Besitzerin Lady Marcus Beresford, aus "The Book Of The Cat" v. Frances Simpson, 1903)

Im antiken Siam und dem heutigen Thailand wird die Siamkatze Wichien-Maat genannt, wofür es zwei Übersetzungsmöglichkeiten gibt, zum einen "Gold und Diamanten", zum anderen "Monddiamant". Beides sind wohlklingende und treffende Bezeichnungen für unsere blauäugige Maskenschönheit aus dem fernen Siam, die von den Briten allerdings völlig andere Attribute bekam. Bei der am 16. Juli 1871 stattfindenden Crystal Palace Show wurden erstmals zwei Siamkatzen gezeigt, die als "alptraumhafte" Katzen, "hässlich" und "erschreckend" bezeichnet wurden. Man muss den Briten zugute halten, dass zu jener Zeit der Inbegriff einer Rassekatze eine Langhaarkatze in einfarbig, tabby oder schildpatt war, aber keine elegante Maskenkatze mit kurzem Fell. Dennoch müssen einige Briten von diesem "alptraumhaften" Wesen fasziniert gewesen sein, denn bereits 1872 gab es erneut im Crystal Palace eine Siamkatze zu bewundern. Soweit bekannt wurde mit diesen frühen Importen nicht gezüchtet.

Im Jahre 1884 brachte Mr. Owen Gould Pho und Mia nach England, die als Nr. 1a und 2a im Siamkatzenregister zu finden sind. Sie waren ein Geschenk an seine Schwester Miss Lilian Gould (spätere Mrs. L. Veley), die deren Nachkommen Duen Ngai, Kalahom und Khronata sehr erfolgreich auf der Crystal Palace Show 1885 ausstellte. Leider infizierten sich die Kätzchen dort vermutlich mit Katzenseuche und verstarben eine Woche später.




Mrs. Veley's cats Duen Ngai, Kalahom und Khronata





Weitere Siamesen wurden in den folgenden Jahren importiert und man kann sagen, dass die heutige Siamzucht auf elf dieser Importe basiert. Leider gibt es nur wenig Fotomaterial aus jener Zeit, aber die Fotos, die erhalten sind, zeigen durchaus kräftige Katzen, die mit dem heutigen Erscheinungsbild der Siamesen wenig gemeinsam haben.





Tiam O' Shian IV (Foto oben) ist ein Enkel des berühmten, 1886 von Mrs. Vyvyan importierten Katers Tiam O' Shian. Der erste Siam-Champion überhaupt, Ch. Wankee (Foto unten), wurde 1895 von Mrs. Robinson aus Hongkong importiert. (Beide Fotos aus "The Book Of the Cat" v. Frances Simpson, 1903)





Harrison Weir, Präsident von "The National Cat Club", beschreibt in seinem 1889 erschienenen Buch "Our Cats and All About Them" die Siamkatze schon etwas ausführlicher und erläutert ihr Aussehen anhand von Zeichungen:





1892 legt Harrison Weir den ersten Siamstandard fest. Im Jahre 1902 wird von enthusiastischen Bewunderern der "Siamese Cat Club" gegründet. Dem Gründungskomitte gehörten u. a. auch Miss Forestier Walker und ihre Schwester Mrs. Vyvyan an, die mit zu den Pionieren der Siamzucht in England zählen und immer einen direkten Nachkommen des berühmten Tiam O'Shian besassen. Der Siamese Cat Club legt einen neuen Siamstandard fest und zum ersten Mal wird auch zwischen der "Royal Cat of Siam", cremefarbener Körper mit scharf abgegrenzten Points, blauen Augen (der heutigen Farbe seal-point entsprechend) und der "Chocolate Cat of Siam" mit tiefbraunem Körper kaum sichtbaren Points, blauen Augen (etwa den heutigen Tonkanesen oder auch Burmesen entsprechend), unterschieden.

Frances Simpson widmet den Siamesen in ihrem 1903 erschienenen Buch "The Book Of The Cat" ein grosses Kapitel und es enthält einige sehr wertvolle und umfassende Informationen über die frühen Tage der Siamzucht einschließlich einiger Fotos. Die beiden folgenden Bilder von King Kesho und Ah Choo sind aus diesem Buch.





Im Jahre 1921 importieren Mr. und Mrs. Hindley eine weibliche Siamkatze, Puteh, aus Malaya. Puteh wird die Stamm-Mutter der berühmten Prestwick Cattery, eine Cattery, die über viele Jahre existierte und deren starker Einfluss auf die Siamzucht unvergleichlich ist. Von Puteh gibt es leider kein Foto, aber von anderen Prestwick-Katzen u. a. von ihrer am 30.04.1924 geborenenTochter Prestwick Perak (Foto unten aus dem 1934 erschienenen Buch "The Siamese Cat" von Phyl Wade).





Das im Jahre 1924 erschienene "Siamese Cat Register" enthält bereits hunderte von Katzen, aber es werden noch bis in die 1930er Katzen importiert. Mit zu den letzten Importen gehören Miss Gold's "Oriental Minoo Pinklepurr" und "Oriental Nai Tabhi" (Foto unten aus "The Siamese Cat" v. Phyl Wade, 1934).





1933 wird ein neuer Standard vom Siamese Cat Club festgelegt und 1935 um die bis dahin nicht anerkannte Farbe blue-point erweitert. Die Fotos unten zeigen die am 3. September 1945 geborene Katze "Salween Fairmaid" und den am 15.11.1948 geborenen Kater Misselfore Ya-Rain (beide Fotos aus dem Buch "Siamese Cats" von Phyllis Lauder, 1950).





1958 gibt es erneut eine Änderung des Siamstandards und es werden die Farben chocolate-point sowie lilac-point ergänzt. Nun beginnt sich auch mehr und mehr das Aussehen unserer Siamesen zu verändern, eine Veränderung, die bis heute andauert. In ihrem 1967 erschienenen Buch "Siamese Cats Past and Present" mahnt Greta Hindley (Prestwick Cattery) vor dieser Veränderung: "Lasst uns nicht nach Extremen streben, wie einige Hundezüchter dies getan haben und auf diese Weise ein schönes Tier verderben, indem man es unansehnlich und hässlich macht. Wir tendieren dazu und da liegt die Gefahr, einige Köpfe werden oben zu schmal und die Augen liegen zu nah beieinander. Man kann es auch mit der Länge des Kopfes übertreiben, obwohl das nicht so schlimm ist, wenn er ansonsten ausgewogen ist. Die Ohren sollen gross sein, breit an der Basis, aber immer in die Höhe stehend (ohne Tendenz zu hängen und niemals zur Seite gerichtet). Sogar die Körper können zu lang sein und die Schwänze auch, so daß wir am Ende anstatt einer netten, hübschen, gut proprotionierten, kleinen Katze ein unansehnliches Tier züchten ohne Anspruch auf elegantes Aussehen."

Niad Som Phong (Foto unten), geboren am 6. März 1960, ist ein aus England importierter Kater im Besitz von Otto Sebastian. Zu seinen Vorfahren zählen u. a. auch einige Prestwick Katzen. (Foto aus "Die Edelkatze" Nr. 3 von 1968)





In England wurde der alte Siamtyp neben dem modernen Siamtyp bis heute erhalten. So gib es in England noch zahlreiche Züchter, die sich dem Erhalt dieser alten Siamlinien widmen. Einige dieser aus alten Siamlinien stammenden Katzen befanden bzw. befinden sich noch in der "las joyas Thai" Cattery, wie zum Beispiel Admewam Kristofer Robin, Hancas Humbug, Hancas Fudge, Solomio Sir Paul, Sinope Balius und Marajade Jethro Tull. So ist z. B. einer von Jethros Ururgrossvätern der am 04.03.1974 geborene Penyrallt Picasso. (1. Fotoreihe: links Penyrallt Picasso, rechts Ururenkel Marajade Jethro Tull, 2. Fotoreihe: links Hancas Fudge und rechts Hancas Humbug)







Ob man jetzt den "modernen" oder den "alten" Typ Siam bevorzugt, ist sicherlich eine Frage des persönlichen Geschmacks und die Geschmäcker sind bekanntlich nun mal verschieden. Es erscheint mir aber wichtig an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass "Old Style Siamese" keine Rassebezeichnung ist, sondern nur der Unterscheidung zwischen altem und modernem Typ dient. Alle Old Style Siamese sind registrierte Siamkatzen mit dem dazugehörenden Siamstammbaum. Keineswegs handelt es sich um Thaikatzen nach WCF Standard, die auch als Thai registriert werden und von daher einen Thaistammbaum haben. Gerne wird die Thaikatze von ihren Züchtern als "traditionelle Siam", "Siam alter Typ" oder sogar als "Old Style Siamese" bezeichnet. Die wenigsten dieser durchaus attraktiven Katzen entstammen aber alten Siamlinien und sind oft zweifelhafter Herkunft. Für den Liebhaber bedeutet dies ein kaum zu durchschauendes Wirrwarr, welches nur durch Überprüfen der Abstammung mittels eines genauen Stammbaumstudiums entwirrt werden kann.

Unter den Züchtern des modernen Siamtyps gibt es in Deutschland und dem benachbarten Ausland einige wenige Züchter, die nur mit reinen Siamlinien züchten, d. h. ohne Orientalen, Balinesen und Javanesen unter den Vorfahren. Es wird "Pure Siamese" genannt, eine Entwicklung, die ich persönlich sehr begrüsse, handelt es sich bei unseren" Old Style Siamese" auch um "Pure Siamese", ebenso wie die beiden Schönheiten im Foto unten, links Xenon's Mirabella und rechts Scofflaw Chula.





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Quellen:
Siamese Cats Legends and Reality v. Martin Clutterbuck
Our Cats and All About Them v. Harrison Weir
The Book Of The Cat v. Frances Simpson
The Siamese Cat v. Phyl Wade
Siamese Cats v. Phyllis Lauder
Siamese Cats Past and Present v. Greta Hindley



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